Mit seinen persönlichen Erfahrungen und analytischen Perspektiven auf das „Wandeln im Chaos“ im polnisch-deutschen und europäischen Rahmen eröffnet Prof. Dr. Peter Oliver Loew (Direktor Deutsches Polen Institut) die Festivaledition 2023.
Rede und Empfang
Prof. Dr. Peter Oliver Loew
Rede eintrittsfrei – Empfang für geladenen Gäste
Mit seinen persönlichen Erfahrungen und analytischen Perspektiven auf das „Wandeln im Chaos“ im polnisch-deutschen und europäischen Rahmen eröffnet Prof. Dr. Peter Oliver Loew (Direktor Deutsches Polen Institut) die Festivaledition 2023.
Orgelkonzert
Daniel Seeger, Filip Presseisen, Christian Kühne, Mi-Seon Kim
Bach, Messiaen, Stockhausen, Alain, Schlee
Anschließend Podiumsgespräch mit Thomas Daniel Schlee, Messiaen-Schüler
Musikalische Motive schweben, kreisen und fließen ineinander und auseinander heraus. Von Bachs Schlussfuge wandeln sie sich hinein in eine Improvisation in Messiaens spezifischen Modi. Die ebenso zwischen Stillstand der musikalischen Zeit und brachialer Ektase oszillierenden Stücke bzw. Bearbeitungen von Schülern von Messiaen und Penderecki lassen die Einflüsse dieser Lehrer erspüren, deren Stücke auch erklingen.
Was passiert mit uns, wenn wir uns von überwältigender Musik treiben lassen – wenn wir durch Klangrausch wandeln?
Führung
Prof. Dr. Rolf Karbaum
Diese Führung fokussiert sich auf die Entstehung und die Ausmaße des Kriegsgefangenlagers Stalag VIII A und den Bau des Europäischen Centrum Erinnerung, Bildung, Kultur.
Ausstellung
Eröffnung der Ausstellung „Musik im okkupierten Polen 1939-1945”
Die Ausstellung erinnert an die einst vielfältige Musikkultur Polens vor 1939 und porträtiert zahlreiche Schicksale von Komponisten und Musikern wie das des Pianisten Władysław Szpilman. Sie bringt zahlreiche, bis heute weder in Deutschland noch in Polen gezeigte Dokumente, Kompositionen und Lebenswege ans Licht.
Die Perspektive der Zivilcourage ergänzt der Film „DIE ENTSCHEIDUNG – Wilm führte ein Doppelleben“: Der Wehrmachtsoffizier Wilm Hosenfeld agierte als Täter und als Helfer zahlreicher Verfolgter – wie Władysław Szpilman.
Liedkonzert
Ania Vegry, Katarzyna Wasiak
Moderation: Frank Harders-Wuthenow
Tchaikowsky, Rathaus, Strasfogel
Ania Vegry – Sopran
Katarzyna Wasiak – Klavier
Frank Harders-Wuthenow – Moderation
Der Umgang mit dem Verlust fast aller Freiheiten während einer Gefangenschaft verbindet Olivier Messiaen u.a. mit dem polnischen und säkular jüdischen Komponisten Szymon Laks, wodurch beide für ihr Leben gezeichnet und ihr musikalisches bzw. literarisches Schaffen spürbar zutiefst geprägt waren.
Laks‘ Zeitgenossen André Tchaikowsky, Karol Rathaus und Ignace Strasfogel wanderten ins Exil aus und konnten so der Lagerhaft teils entgehen. Doch ebenso in ihrem musikalischen, teils unaufgeführten Werk schlug sich ein solch abrupter Lebenswandel und die explosive Wirkungsmacht der Ächtung jüdischer Mitmenschen nieder, dessen Kontexte Frank Harders-Wuthenow moderierend verständlich macht.
Podiumsgespräch
Daniel Breutmann, Isabel Panek
Wie viele Städte im Dritten Reich war auch Görlitz von Zwangsarbeit geprägt – im öffentlichen Raum und in zahlreichen Görlitzer Unternehmen. Aber wie beeinflusste die Entstehung von Kriegsgefangenenlagern und die alltägliche Präsenz der zivilen Zwangsarbeiter:innen und der Kriegsgefangenen das Stadtleben? Wieso ist vieles von diesem Wissen aus den Köpfen auch der Menschen in Görlitz verschwunden?
Philosophisch-spiritueller Spaziergang
Johannes Schäfer, Samuel Wagner
Die Erscheinung von Görlitz-Zgorzelec wandelt sich stets, was die Grundlage für einen philosophisch-spirituellen Spaziergang auf der polnischen Seite der Neiße bilden soll. Ein Spaziergang, bei dem man einerseits mit textlichen Impulsen die mystischen Wahrnehmungen und naturphilosophischen Gedanken von Olivier Messiaen und Jakob Böhme kennenlernt. Im nächsten Schritt laden wir dazu ein die Umgebung durch achtsames Wahrnehmen und mystisches Denken selbst intensiv zu erleben.
Podiumsgespräch
Thomas Isermann, Thomas Daniel Schlee, Prof. Stefan Keym
Thomas Isermann – Böhme-Experte
Thomas Daniel Schlee – Messiaen-Schüler
Prof. Stefan Keym – Messiaen-Experte
Die zwei Meister ihres Handwerks Jakob Böhme und Olivier Messiaen sind nicht nur prägend und geprägt mit Görlitz verbunden. Auch das Denken beider ist von mystischer Weltsicht und einer intensivem Inspiration von der Natur und daher einem Fokus auf die Natur- und Tierwelt geprägt. Daher wollen auch wir uns von einem Expertengespräch inspirieren lassen, inwiefern Messiaens Zugänge zur Welt auch bei Böhme ausgeprägt sind und sie uns helfen könnten uns selbst ein gelassenes Leben voll Klarsicht zu schaffen.
Podiumsdiskussion
Agnieszka Bormann, Hanna Ilnicka, Dr. Lothar Quinkenstein, Lukas Rietzschel
Moderation: Justyna David
Wie hat sich das Leben auf beiden Seiten der Neiße in den letzten Jahren gewandelt? Wie hat sich das grenzüberschreitende Zusammenleben, Zusammenarbeiten und Kommunizieren gewandelt? Wie wandelt es sich jetzt? Welcher Wandel ist nötig – welcher gewollt?
Menschen von beiden Uferseiten werden diese Fragen und ihre Beobachtungen, Anstrengungen und Erlebnisse besprechen. Im zweiten Teil ist das Publikum herzlich zum moderierten Dialog darüber eingeladen.
Chorkonzert
Tobias Brommann – Orgel
Europa Chor Akademie
Jan Hoffmann – musikalische Leitung
Messiaen, Sylwestrow, Rybak
Ausgehend von Messiaens „O Sacrum Convivium!“ erklingen Werke der ukrainischen Komponisten Walentyn Sylwestrow und Roman Rybak.
Bereits bekanntere Stücke von Komponisten diverser Sprachregionen, Epochen und Stilistiken rufen in diesem Konzert gemeinsam nach Frieden auf Erden: von Rheinberger über Williams, Barber, Purcell/Sandström, Penderecki und Schönberg bis hin zu Blacha.
Heilige Messe
Predigtthema „Wandeln im Chaos”; Musik von Messiaen
Die Heilige Messe bietet in der beeindruckenden Atmosphäre der monumentalen Jakobuskathedrale theologische Perspektiven auf das Festivalthema, die von Orgelmusik von Olivier Messiaen umrahmt werden.
Führung
Kinga Hartmann-Wóycicka – Vorstandvorsitzende der Stiftung Erinnerung, Bildung, Kultur
Alexandra Grochowski – Geschäftsführerin Meetingpoint Memory Messiaen e.V.
Diese Führung betrachtet das Leben im Stalag VIII A, die aktuell bekannten Überlieferungen aus dieser Zeit und die Arbeit der Fundacja Pamięć, Edukacja, Kultura (Stiftung Erinnerung, Bildung, Kultur) und des Meetingpoint Memory Messiaen e.V. an diesem Ort.
Klavierkonzert
Pierre-Laurent Aimard
Messiaen, Bach, Liszt, Cage
Anschließend Podiumsgespräch zwischen Pierre-Laurent Aimard, Messiaen-Schüler und Prof. Dr. Stefan Keym
Vielfältige Virtuosität und Wandlungen von harmonischen, rhythmischen und zeitlichen Strukturen Messiaens – das macht Olivier Messiaens Klavierzyklus „Vingt regards sur l’enfant-Jésus“ („Zwanzig Blicke auf das Jesuskind“) erlebbar, der eng mit der religiösen Semantik verstrickt ist. Der Messiaen-Schüler und weltweit gefeierte Pianist Pierre-Laurent Aimard interpretiert seine persönliche Auswahl aus diesem Klavierzyklus und weiterer meditativer Stücke von Johann Sebastian Bach, Franz Liszt und John Cage, die den musikalischen Augenblick ebenso eindringlich und facettenreich wandeln.
Kammerkonzert
Broken Frames Syndicate
Quatuor pour l’Aurore des Temps – C. van Lunen
Podiumsgespräch mit Komponistin, Camille van Lunen
Quatuor pour la fin du temps – O. Messiaen
Das „Quartett auf das Ende der Zeit“ von Olivier Messiaen träumt nicht nur von dem Ende der Zeit, sondern schafft dieses Ende durch sich von Regelmäßigkeiten freispielende Vogelstimmen und musikalische Strukturen, die Messiaen als allgegenwärtig bezeichnete.
Die Besetzung und zahlreiche Motive und Themen dieses tönenden Manifests der Hoffnung transformierte Camille van Lunen in ihr Quartett „Quatour pour l’Aurore des Temps“, das sie 2016 in Zusammenarbeit mit Forschenden des Instituto Gulbenkian de Ciência Lissabon schuf und in einem Konzertnachgespräch reflektiert.